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Aarset Eivind
Biografie / Portrait
 
Der Gitarrist Eivind Aarset gilt als einer der aufregendsten, individuellsten und kreativsten Repräsentanten der norwegischen Jazz-Underground-Szene. Sein Debütalbum "Électronique Noire" wurde in der New York Times, dem amerikanischen Jazzmagazin Jazz Times und der britischen Publikation Jazzwise unisono als "eines der besten elektrischen Jazzalben der Post-Miles-Davis-Ära" gefeiert.


Eivind Aarsets musikalisches Schlüsselerlebnis war, als er als Zwölfjähriger erstmals auf Jimi Hendrix stieß. "Nachdem ich ihn gehört hatte, kaufte ich mir sofort eine Gitarre und legte los", erinnert sich Aarset. "Als nächstes zog ich mir Rockbands wie Deep Purple, Black Sabbath, Santana und Pink Floyd rein. Erst danach machte mich mein Bruder mit der Musik von Miles Davis, dem Mahavishnu Orchestra, Weather Report und Return To Forever bekannt. Später entdeckte ich durch Jan Garbarek den ECM-Sound, und natürlich beeinflusste mich Terje Rypdal sehr stark. Schließlich wurde ich flügge und ging mit einer Heavy-Metal-Band auf Tournee. Eine fantastische Erfahrung, bis ich die Nase davon voll hatte, jeden Abend den Wütenden zu markieren! Also stieg ich aus und schlug mich als Sessionmusiker durch."


Eine wirklich eigene Instrumentalstimme begann Eivind Aarset aber erst zu entwickeln, als er in der Band Ab & Zu mitspielte. Der nächste Zwischenstopp war ein Ensemble des Saxophonisten Bendik Hofseth, der damals Michael Brecker bei Steps Ahead abgelöst hatte. Danach begab sich Aarset in den norwegischen Jazz-Underground, wo er den Keyboarder und Szene-Guru Bugge Wesseltoft kennen lernte und schließlich zu seiner eigenen Stimme, so wie wir sie heute kennen und schätzen, fand.


Für das norwegische "Maijazz"-Festival komponierte Aarseth im Winter 96/97 das Werk "7". Im Sommer 97 überarbeitete er die Stücke, spielte sie neu ein, mixte sie nochmals ab und schuf so sein erstes Soloalbum "Électronique Noire", das 1998 auf Wesseltofts jungem Label Jazzland Records erschien und auf Anhieb enthusiastisch gefeiert wurde. "Ein außerordentlicher Entwurf, das bis dato aufregendste Zeugnis einer verheißungsvoll brodelnden Szene" - urteilte das Magazin Jazzthetik begeistert.


"Musik umgibt uns, immer und überall", sagt Aarset. "Ich nehme diese Eindrücke auf und nutze die verschiedensten Elemente, ohne zu analysieren, wie Genre und Stil jetzt scheinbar korrekt zusammengehören. Mich interessieren experimenteller TripHop, Ambient, Drum'n'Bass, aber auch Pop, Rock und Modern Jazz. Auf 'Électronique Noire' ist der Computer neben meiner Gitarre das meistbenutzte 'Instrument'. Der Großteil der Stücke besteht aus digitalisierten Improvisationen, die erst nachträglich geordnet wurden. Das Album bewegt sich zwischen Filmmusik, Meditationsmusik, düsteren Moods und Elektro-Sounds."


Kraftvolle, aber zugleich auch verstörend mysteriös anmutende Tracks machten deutlich, dass mit Eivind Aarset ein neuer zeitgenössischer Jazzer die Szene betreten hatte, der gewillt war, die Musik auf ein neues Level an Intensität, Tiefe und Erregung zu führen. Für manche war dies schon der Klang des heraufziehenden neuen Milleniums.


Entsprechend erwartungsvoll blickte die Jazzwelt der nächsten Veröffentlichung von Eivind Aarset entgegen, die er dann 2001 vorlegte: "Light Extracts". Einmal mehr glich seine Musik einer Bestandsaufnahme des aktuellen Szenetreibens. Wieder kombinierte er die aufregendsten Klänge des zeitgenössischen Jazz mit kühnen Improvisationen und den Beats der europäischen Club-Kultur.


"Wir haben im Februar 2000 im Studio aufgenommen, danach habe ich ein Jahr zu Hause geschnitten. Es läuft so: Wir gehen ins Studio, spielen lose mit Ideen und danach wird umfassend editiert und strukturiert. Später haben wir dann das Schlagzeug wieder live eingespielt - über den Edit - damit das Ganze wieder "loose" klingt! Es mag schon verrückt erscheinen es so zu machen, aber der Sound ist eben viel frischer."


Begleitet wird Eivind Aarset auf "Light Extracts" von Wibutee-Schlagzeuger Wetle Holte, Beady Belles Co-Mastermind Marius Reksjø am Bass, Keyboarder Arve Furset und dem dänischen Bassklarinettisten Hans Ulrik, den Eivind Aarset kennen lernte, als sie zusammen in Marylin Mazurs Band Future Song spielten. Als Gast ist auch wieder, wie schon auf "Électronique Noire", Trompeter Nils Petter Molvær dabei.


"Was mich zu dieser Sorte Musik hinzieht, sind die hypnotischen Grooves und die musikalische Freiheit, die ich in ihr finde", sagt Aarset. "Bei dem, was ich mache, gibt es keine etablierten Regeln und keine Tradition. Man schafft sich die Regeln, während man spielt, einfach selbst. Rhythmus ist der Dreh- und Angelpunkt dieser Musik, die Markierungspunkte in der Landschaft, durch die der Musiker reist. Wir betreten musikalisches Neuland, und ich habe keine Ahnung, wohin die Reise diese Szene letztendlich noch führen wird. Aber es gibt noch eine ganze Menge großartiger Klänge und neuer Musik zu kreieren, und das ist es, was diese Szene so aufregend macht."


"Light Extracts", die jüngste Zwischenstation auf Eivind Aarsets musikalischer Odyssee, streift die Ketten gestriger Klänge ab, um die musikalische Evolution durch ständige Transformation voranzubringen. Die Klangmöglichkeiten der Zukunft sind noch lange nicht ausgeschöpft. Und es sind Musiker wie Aarset, die uns dies mit ihren Alben immer wieder vor Augen und Ohren führen.


Als einer der gefragtesten norwegischen Musiker ist Eivind Aarset seit Jahren festes Mitglied von Nils Petter Molværs Band, die als erste die Klänge des norwegischen Jazz-Undergrounds ins europäische Rampenlicht rückte. Er sei "der vielseitigste Gitarrist", den er kenne, hört man den norwegischen Trompeter oft über Aarset sagen. Auch an der Einspielung der beiden wegweisenden Molvær-Alben "Khmer" und "Solid Ether" war dieser beteiligt.


Außerdem wirkte Eivind Aarset schon auf über 150 Alben von so unterschiedlichen Musikern wie Ray Charles, Dee Dee Bridgewater, Ute Lemper, Cher, Marilyn Mazur, Ketil Bjørnstadt, Mike Mainieri, Arild Andersen, Abraham Laboriel und Django Bates mit.


(Quelle: www.hopper-management.com)