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Midnight Choir
Interpret : Midnight Choir 
Album : Waiting For The Bricks To Fall 
     
Midnight Choir - Waiting for the Bricks to Fall
 
Lust auf einen Spaziergang in die Dunkelheit? Die vier Herren von Midnight Choir schwelgen auch auf ihrem fünften Album in tiefen Gefilden. „Into the dark I go” raunt Paal Flaata gleich zu Beginn. Und trifft mitten ins Herz. Allein ist man einsam, Liebende sind meist am Zweifeln und im Zweifelsfall ohnehin getrennt. Tränen fließen ungehindert, Sehnsucht verzehrt. Abwesenheit von Schmerz als Höchstes der Gefühle. Nicht umsonst warnt das Booklet, „some of the emotions displayed in the music may not be suitable for everyone“.
Musikalisch bleiben die Norweger sich zwar grundlegend treu, es warten aber dennoch viele kleine Soundfeinheiten auf ihre Entdeckung. So dürfen im Hinterhof von „Mrs. MacDonald“ ein paar Leute plaudern und in „Long Time Ago“ erheben sich die gar himmlischen Stimmen des preisgekrönten akademischen Chores der Tone Tomsic Universität aus Ljubljana.

Nach dem vielschichtigen und mehrfach preisgekröntem „Amsterdam Stranded“ (Album des Jahres, Rockband des Jahres, Spellemanpris – das norwegische Pendant zum Grammy), verblüffte „Unsung Heroine“ mit wesentlich eingängigeren Songs, aber gleichermaßen grandiosem Sound. Nach über zwei Jahren folgt nun endlich das neue Album und nicht nur den Fans dürften Steine vom Herzen fallen. Das Warten hat sich mehr als gelohnt, die Nordländer legen ihr Meisterstück vor, die wohl beste Vereinigung von Pop-Pathos und erhabenem Klangwerk in ihrem bisherigen Schaffen. Vertrackt, elegant und seltsam schön.

Kein Wunder, schließlich gab es eine gute Portion illustrer Unterstützung mit Artpop Erfahrung: Die überirdischen Streicher- und Chorarrangements stammen von Tim Friese-Greene, Engineer war Phill Brown, am Schlagzeug saß Lee Harris. Sich somit einen Großteil von TalkTalk ins Studio zu laden, war eigentlich nur ein folgerichtiger Schluss, geizte die Presse bisher doch nicht mit Vergleichen zwischen Midnight Choir und der britischen Band. Produziert und mitmusiziert hat wiederum Walkabouts Chef Chris Eckman.

So ergeben sich trotz vielschichtiger Instrumentierung und kunstvollen Verzierungen Songs von betörender Weite. Üppig, aber nie überladen, schwere Akkorde in schwerelosem Sound. Mit Lauten gemalt und deshalb auch unbedingt laut zu hören.

Ihre innige Verbindung zu höheren Sphären verdankt die Platte nicht zuletzt dieser unglaublichen Stimme. Hach ja. Paal Flaatas Gesang umweht unsere Ohren wie ein Vorhang aus schwarzem Samt. Mal als sanftes Streicheln, dann umhüllt er uns ganz und gar. Und gibt, wenn er sich hebt, den Blick frei auf ein Land jenseits der Abenddämmerung. Definitiv Heimat der Schattenseite der Romantik und idealer Aufenthaltsort für Nachtschwärmer und andere traurige Traumtänzer.

Mir erzählte mal jemand, er wolle bei seiner Beerdigung unbedingt Musik von Midnight Choir spielen lassen. Ich sage, lasst uns das hören so lange wir noch leben. Um dann genüsslich dahin zu schmelzen...
(Quelle: www.glitterhouse.de)
(Roger Rey)