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Kaada
Interpret : Kaada 
Album : Kaada / Patton Live 
     
Kaada / Patton Live DVD
 
Selbst nach dem zigsten Projekt bleiben Mike Pattons Geräuschexperimente ein Ereignis. Im Angesicht von "Live" fast vergessene Tatsache: Dieser Mann war als Faith No More-Fronter mal Rockstar. Dem stehen die Soundcollagen, die sich der Bay Area-Mann mit dem Norweger Kaada ausgedacht hat, diametral entgegen.
Zelebriert Patton mit Fantômas oder Tomahawk seine brachiale Seite, entstand schon 2004 unter der Ägide des skandinavischen Komponisten und Elektronikers ein atmosphärisch völlig anderes Album: Die vokalen Lautmalereien, rudimentär angelegten Rhythmen, akribisch arrangierten und geräuschvollen Songlandschaften pendeln zwischen Kuriositätenkabinett und schwermütiger Romantik.
Auf dem Roskilde-Festival setzten Patton, Kaada und dessen Band Cloroform ihre akustische Reise später auf der Bühne fort - und hinterließen bleibende Erinnerungen. In vielen Einstellungen der Live-DVD (etwa bei "L'Absent") wird deutlich: Da kreuzten sich die Wege zweier Klangspezialisten mit ähnlichen Vorstellungen. Und diese unterscheiden sich nun mal deutlich von denen des Otto Normalhörer.

Passend zu den effektreichen Klängen, die rockiger und auch rhythmusorienter als auf Konserve kommen, wurde der Auftritt in düsteren und schwarzweißen Bildern festgehalten (im Promosheet ist von Film Noir-Atmosphäre die Rede). Der geringen Ausleuchtung zum Trotz erlebt man Konzertdramaturgie und Bühnenkommunikation hautnah mit. Und wird belohnt: mit einer Bühne voll elektronischer Gerätschaften und akustischer Instrumente, fehlerfreiem Spiel und einer extrem transparenten Abmischung.

Immer wieder versteht es Patton, die Zeltbesucher mit glasklarer Popstimme zu fesseln, wenn er von Geräuschproduktion oder choralhaften Ausscheifungen ("Pensée Des Morts") auf gesungenen Text umschaltet. Bei "Seule" scheint sein Organ, getragen von Pedal Steel-Melodie und Synthieline, einsam über der See zu schweben - besser kann man die Bedeutung des Adjektivs "einsam" nicht in Tönen ausdrücken.

Abgründe und Wohlklang sind auf beeindruckende Weise eins geworden, als das Septett nach knapp 50 Minuten die Bühne verlässt. Das Live-Konzert allein rechtfertigt die DVD - umso löblicher, dass man Kaada, Patton und Co. noch eine knappe Viertelstunde beim intimen Proben zum Gig beobachten kann. It's all about the music.
(Quelle: www.laut.de)
(Anita Steck)